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Die anderen Bands und der Soundtrack der Wende

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Als am 9. November 1989 die Mauer fällt, haben nicht nur schon tausende junge Leute die DDR verlassen. Viele von denen die noch da sind, haben sich schon lange vom Staat und den etablierten Ostrockbands abgewandt. Den Soundtrack ihres Lebens bestimmen seit einiger Zeit junge und unangepasste Bands. Nicht aus London, New York oder der BRD - sondern aus Ostberlin, Leipzig oder Karl-Marx-Stadt. Unter dem Label "die anderen bands" prägen sie für viele den Soundtrack der Wende.
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"Der Staat ist dagegen aktiv geworden"

Radiomoderator Lutz Schramm über die ersten Punks in der DDR und die Liberalisierung der unabhängigen Musikszene ab 1985.

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Gehen Staat und Stasi zu Beginn der 80er noch rigoros gegen Punks und Punkbands vor, wird diese Praxis in Bezug auf die Musik ab Mitte des Jahrzehnts staatlich gelenkt und allmählich gelockert. Das führt dazu, dass viele neue unabhängige Bands entstehen, die dann auch die staatliche Spielerlaubnis erhalten.

Dennoch beobachtet die Stasi die jugendlichen Subkulturen argwöhnisch, wie das Video auf der nächsten Seite beweist.

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"Nach westlichem Verhaltensmuster auftretende Kräfte"

Stasichef Erich Mielke über "Ski-Häts, Häffi Mätels und Guffits"

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"Ich möchte eine Stunde lang ungewöhnliche Musik spielen"

Lutz Schramm über seine Idee zur Sendung "Parocktikum".

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Am 27. März 1986 geht beim DDR-Jugendradio DT64 die erste Sendung "Parocktikum" über den Äther. Moderator Lutz Schramm spielt Punk, New Wave und Experimentelles. Und er spielt die Kassetten von DDR-Underground-Bands.
Angefangen mit "Katjuscha" von Hard Pop (dem Intro der Sendung und dieser Seite), folgen bald die Songs vieler anderer Gruppen. Diese erfahren dadurch eine republikweite Bekanntheit.
Schramms Sendung wird zum Pflichtprogramm aller, die DDR-Musik jenseits von Ostrock hören wollen, und der Moderator von vielen als "John Peel des Ostens" bezeichnet.

Das ganze Interview mit Lutz Schramm finden Sie hier.

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So klingen die anderen bands

WK13, AG Geige, Gefahrenzone, Die Skeptiker, Die Vision, Herbst in Peking, Die Art, Rosengarten, die anderen, The Fate, Hard Pop, Sandow, Wartburgs für Walter

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Ab 1988 wird die Bezeichnung "die anderen bands" zum Sammelbegriff für alternative Musikprojekte der DDR. Die Bandbreite reicht von Punk und Ska bis zu elektronischer und experimenteller Musik. Die staatliche Plattenfirma Amiga veröffentlicht eine Single mit den Bands Hard Pop, Feeling B, Sandow und WK 13. Ursprünglich sollte die Band "die anderen" auf die Platte. Doch Musiker und Label können sich wegen eines Liedes nicht einigen. Amiga verwendet für das Cover aber eine Grafik mit dem Titel" die anderen bands" und macht ihn somit zum Slogan für diese Musik. Auch die Debütsingle der Punkband Die Skeptiker wird 1989 so betitelt.
Eine Liste von Alben der anderen Bands finden Sie am Ende des Specials.

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Um in der DDR als Band öffentlich auftreten zu dürfen, benötigen die Musiker eine staatliche Spielerlaubnis. Dieser geht eine Einstufungsprüfung voraus. Neben dem musikalischen Können spielt dabei auch die ideologische Einstellung eine Rolle.
Die Einstufung erfolgt je nach Qualität in verschiedenen Stufen. Diese wiederum haben Einfluss auf die Höhe der Gage. Die Spielerlaubnis ist zwei Jahre gültig und muss dann erneuert werden.
Doch dieses Praxis wird gegen Ende der 80er - wenn auch regional unterschiedlich - immer lockerer gehandhabt, weswegen viele Bands die Prüfungen bestehen, die noch vor wenigen Jahren durchgefallen wären.
Es gibt aber auch Bands, die sich diesem System verweigern und lieber weiter in der Illegalität spielen.
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"Märtyrer sein bringt ja auch nichts"

Makarios über den Namenwechsel seiner Band.

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Die 1982 in Leipzig gegründete Band Die Zucht will nicht länger illegal in Kellern und auf Partys spielen und entschließt sich zur Einstufung. Die Prüfung wird bestanden - aber der Bandname geht nicht durch. Die Gründe sind abstrus. Aber aus Die Zucht wird Die Art

Wegen ihres Songs "Black Dust" (nächste Seite) gibt es dagegen keinen Ärger.

Das ganze Interview mit Makarios gibt es hier.

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1989 besingt die Band aus Leipzig die Umweltverschmutzung ihrer Heimat - ohne sich dafür Ärger einzuhandeln. Das Video läuft aber erst nach der Wende im DDR-Jugendfernsehen.

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"Es durfte keine Neonazis in der DDR geben"

Lutz Schramm darüber, wie die politische Ausrichtung die Sendung beeinflusste.

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Obwohl schon 1987 eine Horde von rund 40 Skinheads ein Punkkonzert in der Berliner Zionskirche überfällt und viele Besucher verletzt hat, gibt es in der DDR auch 1989 offiziell keine Neonazis. Das wird auch dem "Parocktikum"-Moderator klargemacht, als er den Anti-Nazi-Song einer Ost-Punkband spielen will.

Das ganze Interview mit Lutz Schramm finden Sie hier.

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"Die Jugendclubs in Berlin waren viel strenger überwacht"

Flake über den Unterschied zwischen Stadt- und Land-Konzerten.

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Nicht nur in Berlin trifft sich die Szene. Viele Konzerte der anderen Bands steigen in Dörfern und Kleinstädten der DDR, wie sich Flake - damals Keyboarder von Feeling B - erinnert. Und das aus gutem Grund...

Das ganze Interview mit Flake finden Sie hier.

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Die Filmdoku "Flüstern & Schreien" begleitet unter anderem "die anderen Bands" Feeling B und Sandow sowie deren Fans. Dabei werfen die Filmemacher einen ungefilterten Blick auf das Leben der Jugend und Subkulturen in der DDR. Sie zeigen Punks beim Pogo und lassen sie offen über ihre Einstellungen sowie die Trostlosigkeit und den grauen Alltag in ihrer Heimat reden. Der Streifen kommt 1988 ins Kino, wird aufgrund seiner Authentizität ein großer Erfolg und erhöht den Bekanntheitsgrad von Feeling B und Sandow enorm.

Auf der nächsten Seite: Regisseur Dieter Schumann spricht über die Dreharbeiten und zeigt Szenen aus dem Film.
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Der Filmemacher erzählt von der Bereitschaft etwas zu riskieren und den Reaktionen der Verantwortlichen.

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"Wurde so eine Art Wende-Hit"

Kai Uwe Kohlschmidt über "Born in the GDR"

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Der Song "Born in the GDR" nimmt 1988 unter anderem das Bruce-Springsteen-Konzert im Osten Berlins ironisch aufs Korn. Er schlüpft durch die Maschen der Zensur und landet im Radio. Als er auch auf die geplante Sandow-LP soll, schaltet sich das Kulturministerium höchstpersönlich ein.

Nach der Wende wird der Song auch von einigen als DDR-Nostalgie-Stück umgedeutet, berichtet Kai Uwe Kohlschmidt. Das ganze Interview mit dem Sandow-Sänger finden Sie hier.

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"Der Song würde zur Republikflucht aufrufen"

Makarios über den Titel "Wide Wide World"

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Ende der 80er verhandeln Die Art mit dem Staatslabel Amiga über eine LP. Als die Funktionäre den Song "Wide Wide World" ablehnen, muss sich die Band entscheiden. Eine Schallplatte ohne den Titel aufnehmen oder auf den Deal verzichten...

Auch Sandow bekommt den Einfluss der Staatsgewalt zu spüren. Warum, das hören Sie auf der nächsten Seite.

Das ganze Interview mit Makarios gibt es hier.

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"Wenn wir weitermachen, werden wir verhaftet"

Kai Uwe Kohlschmidt über die Gefahren, ins Visier der Staatsmacht zu geraten.

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Neben Songs schreiben Sandow 1988 auch ein Theaterstück. Doch schon der Titel "Aufbruch und Aufruhr" ist in den Augen der Funktionäre eine Provokation. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten.

Das ganze Interview mit Kai Uwe Kohlschmidt finden Sie hier.

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"In dem Song kulminiert die Existenz der Band Herbst in Peking"

Rex Joswig über die Entstehung des Titels "Bakschischrepublik"

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Wegen ihres Bandnamens haben Herbst in Peking von Anbeginn Ärger. Aber als sie im Juni 1989 bei einem Konzert eine Schweigeminute für die Opfer des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens abhalten, droht noch größerer Ungemach.

Das Video des Wende-Songs "Bakschischrepublik" läuft auf der nächsten Seite.

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Herbst in Peking "Bakschischrepublik"

Anfang 1990 trat Herbst in Peking mit der "Bakschischrepublik" im DDR-Jugendfernsehen auf.

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"Das war für uns ein Wahnsinnsabend"

Feeling-B-Keyboarder Flake über den Abend des Mauerfalls.

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Feeling-B-Konzerte sind immer große Partys. Die Band ist für ihre Fannähe bekannt. Aber was am Abend des 9. November 1989 passiert, lässt auch Flake, Sänger Aljoscha und Gitarrist Paul nicht kalt.

Das ganze Interview mit Flake finden Sie hier.

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Lutz Schramm, Kai Uwe Kohlschmidt, Flake und Makarios über die anderen bands und den Soundtrack der Wende.

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Und was ist von den anderen Bands nach der Wende geblieben? Während einige mit frischen Plattenverträgen durchstarten, kämpfen viele um ihre Existenz und geben auf. Auch Die Art und Sandow lösen sich um die Jahrtausendwende kurzzeitig auf, sind heute aber wieder aktiv. Feeling B wird zur Keimzelle von Rammstein.

Für Lutz Schramm ist das, was damals unter widrigen Umständen entstand, einfach nur "einzigartig". Und laut Makarios beanspruchen "die anderen bands" zumindest einen Anteil am Soundtrack der Wende.

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Der Sound der anderen Bands

Feeling B, Die Art, Sandow, Die Skeptiker, Die Vision, AG Geige, DEKAdance, Der Expander des Fortschritts, Herbst in Peking, Tausend Tonnen Obst, Big Savod & The Deep Manko, Die Firma

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1988:
Kleeblatt Nr.23 - die anderen bands
1989:
Parocktikum - die anderen bands
Feeling B: Hea Hoa Hoa Hea Hea Hoa
1990:
Sandow: Stationen einer Sucht
Die Art: Fear
Herbst in Peking: To Be HiP
AG Geige: Trickbeat
Die Skeptiker: Harte Zeiten
Die Vision: Torture
Der Expander des Fortschritts: Ad Acta
DEKADance: Happy Birthday
Die letzten Tage von Pompeji mit den Bands Die Firma, Freygang, Ichfunktion
Systemausfall (Sampler)
Grenzfälle (Sampler)
1991:
Tausend Tonnen Obst: Tausend Tonnen Obst
1992:
Big Savod & The Deep Manko: Small Town Girl
Aufbruch - Umbruch - Abbruch (Sampler)
1993:
Die Firma: Kinder der Maschinenrepublik
 

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Wie hat Ihnen das Special gefallen? Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

Autor: Lars Schmidt
Redaktion: Lars Schmidt
Audios: Juliane Stahnke, Christina Beer, Nicole Kohlhepp
Video-Schnitt: Juliane Stahnke, Christina Beer
Fotos: Stefan Mai (Seite 2; 3; 7; 11; 12; 15; 20; 23)


Eine Produktion von hr1/hr4 Marke & Crossmedia
Hessischer Rundfunk
Anstalt des öffentlichen Rechts
Bertramstraße 8
60320 Frankfurt



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